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Wellen

Il miracolo blu – Milano 2015

«Die Menschen leiden nicht 8 Stunden am Tag an Durst. Sie leiden 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Das Leiden ist allgegenwärtig. Allzeit! ». Als im Frühjahr 2014 die Weltausstellung in Milano immer öfter Thema wurde, wuchs bei Ernst Bromeis der Gedanke, «Das blaue Wunder» miteinzubringen.

«Ich wollte diese Möglichkeit nicht an mir vorbeiziehen lassen. Und es gab eine machbare Option: Ich schwimme nach Milano! »

Zuerst durchschwimmt Bromeis den 64 Kilometer langen Lago Maggiore. Nach 20 weiteren Kilometern im Fluss Ticino und an Land erreicht er den Kanal Naviglio Grande, der nach 50 Kilometern Mailand erreicht. «Auf diesem Wasserweg wurde einst von der Schweiz aus Baumaterial für den Bau des Mailänder Doms transportiert», erinnert Bromeis an die Bedeutung dieser Wasserstrasse. Er und sein Team wollen die Strecke in rund 40 Stunden bewältigen – möglichst durchgehend, Tag und Nacht. Denn die Menschen, die Durst und Hunger leiden, stehen 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, ununterbrochen vor der Herausforderung: «Wo finde ich trinkbares, sauberes Wasser? »

Die Expo präsentierte auf modernste Weise mögliche Lösungsvorschläge für morgen und übermorgen. Doch die Menschen leiden heute und brauchen jetzt Lösungen. Bormeis’ Partner «Solidarit’eau Suisse» von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA wollte gemeinsam mit ihm aufzeigen, dass die Lösungen schon heute vorhanden sind, wenn sie denn nur konsequent und prioritär angewendet werden.

Im Morgengrauen des 27. August startete Bromeis mit einem Team in Locarno/Tenero. 122 Kilometer später dachte er: «Es fehlen nur noch 12 Kilometer. Nur noch vier Stunden schwimmen, und dann sind wir in Mailand. » Doch eine Stunde später ging nichts mehr. Ein Arzt vor Ort machte das Team darauf aufmerksam, dass das Wasser im Naviglio Grande stark kontaminiert sei.

«Diese sachliche Information brachte mich nach knapp 60 Stunden Expedition an meine Grenze und darüber hinaus. Die letzten Stunden war ich nur noch mit dem Kopf geschwommen, der Körper konnte schon lange nicht mehr. Nun schaltete auch der Kopf aus. Fertig»

Die Expedition Milano 2015 scheiterte in diesen Minuten. Bromeis musste es akzeptierten. Es war vorbei – nur 12 Kilometer vor dem Ziel. Das Wasser stoppte ihn. Weil es zum Schwimmen nicht sauber genug war. Mitten in Europa.

Expeditionspartner*innen:
Solidarit’eau Suisse/Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Graubündner Kantonalbank, Engadin Scuol Val Müstair Samnaun, Graubünden Expo 2015, Aquasphere, Haglöfs, gartmann.biz, Envirochemie

Fotografie:
Andrea Badrutt

Film:
Xaver Walser