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Wellen

Het blauwe wonder – Rijn 2014

«Als Menschen müssen wir solidarisch sein. Wir haben keine andere Wahl! » Die erste Rheinexpedition 2012 scheiterte. Doch Ernst Bromeis gab nicht auf, wollte es noch einmal wissen. «Was macht der Mensch mit dem Rhein – oder, vielmehr: was macht der Rhein mit mir? »

Der Drang, dieser Antwort nochmals nachzuschwimmen, liess Ernst Bromeis nicht mehr los. Und so stand er anfangs Juli 2014 mit seiner Crew wieder an den Quellen des Rheins. Dieses Mal 2506 m über Meer, am Lago di Dentro im Val Cadlimo am Lukmanierpass. Bei diesem zweiten Versuch wollte er es unbedingt schaffen.

Was er zu Beginn der zweiten Rhein-Expedition nicht wissen konnte, war, wie sich das Wetter in den nächsten Wochen entwickeln würde. Es sollte ein niederschlagsreicher Sommer werden. Der Rhein führte vom ersten Meter an Hochwasser, und dieses Hochwasser begleitete ihn und sein Team bis zur Mündung. Entscheidend war von Anfang an, dass sie in ihrem kleinen Team versuchten, einen Rhythmus zu finden, einen Rhythmus zwischen Unterwegssein, sich verpflegen und erholen.

Kurz vor dem Kloster Rheinau im Kanton Zürich mussten Bromeis und der Kapitän des Begleitboots «Blue Connects» die erste von vielen Staustufen überwinden, zwei Kilometer nach Laufenburg die erste von vielen Schleusen. Alle rund 15 Kilometer stand das Wasser deshalb wie in einem See. Gemäss den Bewilligungen der Wasserbehörden musste Ernst die Schleusen umlaufen. Ebenfalls wurde das Schwimmen nur ausserhalb der Schiff-Fahrrinne erlaubt und ab der Hochwassermarke 1 musste das Schwimmen aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Denn auf der Wasserstrasse Rhein gilt ab Basel flussabwärts üblicherweise striktes Schwimmverbot.

Nach der Schleuse in Iffezheim kann der Rhein dann aber endgültig frei fliessen und dem Schwimmen sollte fortan nichts mehr im Wege stehen. Doch war nach Iffezheim die Hochwassermarke 1 überschritten und es galt ein Schwimmverbot. Die Tage vergingen und die Prognosen sagten für zwei weitere Wochen keine Verbesserung voraus. So entschloss sich Bromeis nach einer Woche des Wartens, den Abschnitt zu umlaufen. Bei Gemersheim tauchte er dann wieder ins Wasser ein. Bei der Loreley galt es dann noch einmal die Gebirgsstrecke zu «umlaufen», weil die Bedenken der Behörden zu gross waren.

«Die Dimension des Stromes, der am Ufer angesiedelten Industrie und der immer grösser werdenden Schiffe bei Köln beeindruckten mich sehr»

Einige Etappen später, allerdings noch immer hunderte Kilometer von der Mündung entfernt, realisiert Bromeis, dass er neben dem Rhein auf Sand ging. Die Stein- und Beton-Kilometer waren vorbei. Auf den folgenden Kilometern des Neder Rijns galt es wiederum Schleusen zu überwinden und somit waren auch die Strömungen sehr bescheiden. Als Vorteil erwies sich dafür, dass die Schiffe einzeln und nicht in Verbänden fuhren.

«Ohne vorheriges Auskundschaften der Route auf die Reise zu gehen hat immer Abenteuer versprochen – aber auch Unsicherheit»

Bei Rheinkilometer 943 passierte Bromeis die letzte Schleuse. Daraufhin wurde die Gezeitenkarte studiert und damit vorhergesehen, wann und wo die Ebbe einsetzen würde. Bei Flut zu schwimmen wäre sinnlos gewesen. Entsprechend galt es, im Zeitfenster der Ebbe so viel Distanz zu schwimmen wie möglich. Permanenter Gegenwind und Gegenwellen erschwerten das Unterfangen zusätzlich. 48 Kilometer vor der Mündung, kurz vor Rotterdam, steuerte das Team einen Privathafen an. Die Mündung war zum Greifen nah.

«Als ich frühmorgens losschwamm, erwachte langsam die Stadt. Und dann sah ich sie, die erste Brücke von Rotterdam. Ich schaute zum Boot und fragte, um mich zu vergewissern: «Rotterdam? » Meine Crew lächelte und nickte.»

Hinter der Erasmusbrücke, bei der Rheinkilometertafel 1001, setzte die Flut ein und sie traversierten den Rhein und legten an. Am Morgen des 20. August 2014 war es so weit: Bromeis konnte die letzten sechs Kilometer bis ins offene Meer schwimmen.

«Nach 1247 Kilometern im und am Rhein war ich Teil des Flusses geworden. Ich spürte das Salz auf der Zunge. Ich spürte das Ende des Rheins»